Hans Gruber "Ein ganz normaler Staatssoldat"

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    • Hans Gruber "Ein ganz normaler Staatssoldat"

      Hanschen klein, Krieg allein

      Wind streicht durch die Eichenblätter.
      Der Himmel ist gehüllt in tiefes Schwarz und gibt Kontrast zur Palisade die sich schwach abzeichnet.
      Ungesehen schleichen die Männer der Staatsarmee durch das feindliche Lager.
      Ein mahlendes Geräusch verriet das Hans Gruber den Wachen anfing die Genicke zu brechen, er rauchte dabei.
      Hähmisch riss er einem der Wachen mit angewinkeltem Zeigefinger den Mund kaputt.
      Sein zahnlosen Grinsen verformt sich.
      Mostreste und hartes Brot schwappen in seinem adrenalingefüllten Magen umher.
      Das einzige was Gruber in der Nacht verraten könnte wäre sein orchestraler Gestank.
      Eine Mischungen aus faulem Leder und saurem Magenbitter umgibt Ihn besonders in der Mittagshitze,
      Doch auch jetzt.
      Die Wespen wurden angezogen von den warmen Leichen.
      Für die Jahreszeit war es besonders kalt gewesen doch sie würden sterben, der Sommer ist vorbei.
      Die Wespen stechen Gruber und fluchend schlägt er nach ihnen. "Verdammte Scheisse, hau ab du Arsch!" Entfährt ihm.
      Mit der flachen Hand haut er ein paar kaputt.
      Er versucht nun das Gift aus den Stichen zu saugen doch es gelingt ihm nicht.
      Das kleine Lager wird von den Soldaten des Kaisers absolut leer gemäuchelt, Gruber tuen die Kniehe weh. Er ist alt.

      Im morgengrauen kehren die Männer von ihrer Mission zurück und Hans lässt sich schlaff auf seinen schimmelnden Strohsack fallen.
      Man sah ihm die vielen Dienstjahre an und auch seine Art hatte sich gewandelt.
      Er war noch voller Tatendrang nach der Ausbildung gewesen und wollte großes Leisten für die gute Sache.
      Doch irgendwann dolchte es ihm, er war nur Menschen-metzger in Uniform.
      Das viele töten hatte auch in ihm etwas absterben lassen, aber anmerken ließ er sich nichts. Es war ihm vielleicht auch selbst nicht immer so klar.
      Schales Bier umspülte die schwarzen Stumpen in seinem Mund, viele Zähne waren ihm nicht geblieben.

      Die Kameraden des Fähnleins hatten nach der Nachtaktion frei und der Feldwaibel rollte ein neues Fass Bier in das fadenscheinige Zelt der Truppe.
      Die Männer grölten und schlugen dem Fass den Schädel ein und tauchten tiefer als nötig ihre Humpen hinein.
      Die bärtigen Schnautzen hechelten zufrieden.
      Nach einer Stunde waren alle betrunken und der Feldwaibel trieb mit einem Stock 2 Dirnen in das Zelt.
      Die eine war schlank und blond, die andere etwas ausladener.

      Das einzige, was von ihnen übrig blieb, waren ein paar zerfetzte Knochen.
      Die Männer hatten es zu bunt getrieben, das fand auch der Feldwaibel.
      Er mahnt die Männer mündlich ab.
      Als die Truppe am Abend die Ausrüstung zusammen packte, hatte einer der jüngeren Knechte etwas Falsches zu einem der Veteranen gesagt.
      Sie beschlossen so etwas nicht auf sich sitzen zu lassen und ließen ihn den gesamten Latrinengraben leer schlürfen, so starb er ein paar Stunden später daran. Er fing sofort an zu verwesen. Angewidert und wütend warfen die Waffenknechte ihn vom Karren. Knarzend ziehen die Wagenräder der vollbesetzen Kutschen tiefe Furchen in die ausgewaschenen Hohlwege.

      Gruber hatte es zum nächsten Lager geschafft und die Männer sind in einer alten Scheune untergebracht. Hans ist alleine und tritt mit eiserner Miene eine Kakerlake platt, sie schreit noch um Hilfe.
      Jetzt kommen alle Verwandten aus ihren Verstecken geströmt.
      Sie wollen den Sturmpionier töten!
      Mit Blut unterlaufenen Augen sitz Hans auf dem Stuhl, die Tierchen krabbelten auf Ihm herum.
      Doch sie wissen nicht das Hans seine Waffe versteckt hält.
      Er zieht die Pistole und schießt auf die Insekten, daneben.
      Gruber schleudert die Hellebarde durch den Raum und schlägt dabei das Mobiliar in Stücke.
      Die Käfer krabeln schnell in ihre Ritzen zurück, Hans flieht hinterher doch zwischen den schmalen Brettern hatt er keine Chance.

      Seine Freude am Dienst an der Waffe ist seit Jahren schleichend verdunstet. Lieber wollte er jetzt etwas ganz anderes machen, am liebsten Rossschlächter, Ja! das wäre mehr nach seiner Fasson! Er hat Hunger.
      Beim Mittagessen mümmelte er an seinem Essen herum, es schmeckt ihm nicht.
      Es gab gekochte Jutesäcke, er dachte an Zuhause.

      Zuhause kochte immer seine Frau für ihn.
      "Hier dein Essen Hans!" Frau Gruber sah zu wie ihr Gatte das Essen verschlang, jetzt bekam sie auch Hunger und wollte mal probieren.
      Blitzschnell fuhr die Gabel durch die Hand der Frau und sie schrie auf und Hans erklärte sich:
      "Das ist mein Essen, wenn du davon was nimmst ist meine Portion zu klein Liebling."
      Frau Gruber war es leid, mit diesem ungehobelten Klotz verheiratet zu sein und wollte sich das Leben nehmen.

      Sie versuchte sich den Hals aufzuschlitzen, doch das labbrige Messer konnte die Haut nicht verletzten.
      Auch die Bauchdecke ließ sich nicht mit dem Besteck aufstechen, sie lief schreiend, völlig aufgewühlt durch den Raum.
      Hans bekam von all dem nichts mit.
      "Was ist mit Nachtisch?" Fragte er mit leuchtenden Augen.
      Seine Frau riss sich zusammen und stellte ihm ein Glaß Kompott hin.
      Er öffnete es und schlang es vogelartig herunter.
      Jetzt fiel Hans auf, wie gut seine Frau aussah, er war bis tief in die Nacht mit ihr beschäftigt und schlief in den Morgenstunden auf ihr ein.
      Seine Frau stand als erstes auf und machte sich sauber.

      Hans wurde in die Realität zurückgeholt.
      Das er die Scheune in eine Müllhalde verwandelt hatte, war nicht so schlimm, aber er hatte eine wichtige Anweisung zu befolgen.
      Der Feldwaibel hatte das Regiment instruiert besser zu trainieren und sich auch mal in den Feind hineinzuversetzen, um ihn besser zu verstehen.
      "Wer seine Feinde kennt, der kann sie besiegen!"
      Der Sturmpionier wollte es allen beweisen, dass er solche Dinge spielend verinnerlicht.

      Er hatte sich extra von der Nachtaktion eine feindliche Uniform eingesteckt.
      Als die Nachwache grade ihren Dienst antrat lag Gruber bereits auf der Lauer, er sprang aus dem Gebüsch und zerhackte die imperiale Wachmanschaft.
      Mit einem radikalen Einzelkämpfer hatten sie nicht gerechnet und selbst im Tod waren ihre gesichter noch verblüfft.
      Gruber hatte nun ein besseres Gefühl dafür wie es ist gegen die Soldaten das Kaisers zu Kämpfen und war eher enttäuscht von der schwachen Gegenwehr.
      Er zerrieb die Reste der Männer zwischen den Fingern, es gab keine Zeugen.

      Er gerät noch mit anderen Soldaten aneinander die beim Mitternachts-mahl vergaßen auf den Kaiser zu trinken.
      Hans hat sich vor der anstehenden Verdaungsschlägerei mit Waschpulver eingerieben um glatt wie ein Fisch zu werden beim bluten.
      Jetzt wo alles vorbei ist und er in seiner durchgelegenen Pritsche liegt, schuppt er sich wie ein Hecht und kann daher gerade nicht einschlafen.
      Hans entfliehen die Gedanken wie los gelassene Pferde. Phantastische ausschweifungen, ganze gelebte Leben verglün im Sekundentakt hinter seinen trüben verhornten Augen. Sein Atem rast, "Wann ist endlich Schluss mit mir?" murmelt er zu sich selbst.

      Immer wenn Hans langweile hat fühlt er sich wieder wie ein Kind das nichts darf. Seine Soldatenkarriere begann sehr früh, denn er interessierte sich wegen seiner Vergangenheit auch für nichts. Daher spielte er oft Staatssoldat, schon als Kind.

      Opa Gruber ging mit Hans deshalb ins Geschäft und kaufte für ihn 2 Meerschweinchen "Holger und Sengrat" für 2 Kreuzer, beide grau mit hellen Flecken.
      In seinem Kinderzimmer spielte er mit ihnen Gefängnis und raunte ihnen Anweisungen durch die kleinen Gitterstäbe,ihre Sprachkenntnisse waren unerträglich einsilbig.
      Das war frustrierend, Holger und Sengrat wurde von da an sehr streng erzogen.
      Aber sonst kümmerte er sich gut um sie und machte ihren Zellenblock regelmäßig sauber und knippste ihnen die Beine ab um den Freiheitsdrang einzudämmen.
      Nach einigen Tagen starb sie jedoch an einem etwas zu feuchten Salatblatt.
      Eine traurige Geschichte für ein Kind.
      Darauß leitete Hans sich ab das Fürsorge nichts bringt, am Ende geht doch immer alles den Bach Runter.
      Er riss die beiden in dünne Scheiben, frittierte sie und stellte sie auf den Frühstückstisch als Chips.
    • Hans wachte auf. Es war alles nur ein Traum gewesen.
      Er wollte sich von seinem Schlafplatz erheben, doch seine nackten Beine hingen irgendwie fest.
      Er schlug die Decke bei Seite.
      Seine Beine waren schwarz vor Dreck und Ungeziefer. Sein ganzer Unterleib ist dicht Bevölkert von Zecken, Milben, Larven und Läusen.
      Die mit Widerhaken versehenen Beine der Krabbler hatten sich im Stoff der Matratze verfangen, während ihre Rüssel fest in Grubers Haut verankert waren.
      Doch er hatte aufmerksame Kameraden, die ihm jeden Morgen aus dem Bett halfen.
      Vorsichtig schnitt einer zwischen Stoff und Haut die vielen Taster und Beinchen durch.
      Hans bedankt sich und streift sich die Hose über.
      Seine Genossen empfahlen ihm mal zur Entlausung zu gehen, er wollte das echt mal machen, aber er kam ja nie dazu.

      Heute stand ein langer Marsch bevor und Hans war nicht gut zu Fuß.
      Er täuschte fieber vor und ließ sich im Lazarettwagen mitnehmen.
      Die Feldärtze vermuteten, er hätte vielleicht das berüchtigte Kutscherfieber.
      Die Untersuchungen erforderte einige unangenehme Methoden, "doch der Veteran kennt keinen Schmerz!" Dachte Hans.
      Gruber schreit wie am Spieß als die Schwester ihn mit der Zange untersucht.
      Blut tropft aus mehreren Geschundenen Öffnungen des Talagraders.
      Das Kutscherfieber war im Frühstadium nur im Körperinneren zu diagnostizieren und die Ärtze konnten keinen Zweifel zulassen.
      Heftige Medikamente wurden in seinen Körper gepumpt, er schlief die ganze Fahrt.

      Das Ziel war eine im Tal gelegene Festung, die es zu stürmen galt.
      Man hatte zu diesem Zweck einen massiven Sturmwagen mitgebracht, den sie "Eisenhund" tauften.
      Er sah aus wie ein riesiger Nagel auf Rädern.
      In Huttburg war er gegossen worden und bot Platz für 100 Männer.
      Er sollte mit Schwung den Abhang runter rauschen, das Tor durchbrechen und wie ein zerschlagenes Wespennest die Staatstruppen freisetzen.
      Gruber wurde als einer der eisernen Hunde auserkoren, er hatte Angst.
      Er entschloss sich noch eine zweite Rüstung darüber zu ziehen, damit ihm nichts passiert.

      Der Wagen wurde in Bewegung gesetzt und Hans schwitzte wie ein dickes Schwein.
      Die Anspannung ist immens als der Wagen die Höchstgeschwindigkeit erreicht.
      Als das Tor auffliegt will Gruber seine Waffe aufheben, aber seine Hände erreichen Sie nicht.
      Die Männer rasen aus dem Wagen in die Festung.
      Die Feindlichen Kräfte werden zerfetzt von den Stangenwaffen der schäumenden Taalleuten.
      Gruber kann kaum Schritt halten und bald ist er ganz allein.

      Er will sich verstecken doch einige Feinde kreisen ihn ein.
      Gruber tut das einzig richtige, er wird absurd.
      Er verwandelt sich Stück für Stück in ein geometrisches Dreieck und verschwindet in den Konturen.

      Die Schwester weckt ihn aus seinem Medikamentenrausch.
      Sie hatten eine Marktstadt erreicht und sollten hier ihre Vorräte und Verluste auffüllen.
      Gruber immer noch toll von der Narkose, denkt die Schwester wäre verliebt in den Sturmpionier und will sie begatten.
      Drastisch zieht er seinen geschundenen sauren Hering aus der Hose, doch die Schwester lehnt ab.
      Der krümeligen Überbleibsel seiner Männlichkeit hatte schon vor Jahren seinen Reiz verloren.
      Er ist beleidigt und springt aus dem Wagen und rollt sich geschickt ab.
      Während die Truppe geschlossen zur Kaserne ausrückt, entscheidet sich Hans dazu sich abzusetzen und einen Abstecher Richtung Kaschemme zu machen.
      Er kennt sich ja hier nicht aus und folgt dem Strom der Betrunkenen in entgegen gesetzter Richtung direkt hinein in die Unterstadt.
      Doch Gruber ist entsetzt!
      Hier war ja alles voller unfreier Unterbürger!
      Sollte nicht jeder Mensch Arbeiten oder Kämpfen?
      Sollte nicht jeder Mann zumindest Tagelöhner oder Landwehrdienst verrichten?
      Gruber stachelt sich auf, er war es nicht gewohnt in einer Stadt zu verkehren, die keine Staatstruppen-Garnision besitzt, die für Ordnung sorgt.
      Er fängt an die herumlungernden Leute mit der Hellebarde zu malträtieren und wird nur noch wütender als diese sich nicht wehren.
      "Ihr wollt wohl auch noch umgebracht werden!" Brüllt Gruber in die Menge.
      Der Weg bis zur Kneipe ist bald von Leichen gesäumt. Hans wird für seine Taten weder gelobt noch getadelt und auch die ermordeten juckte es nicht, ihr Leben war Scheiße.
      Man machte sich im Imperium nicht viel aus dem städtischen Bodensatz. Einige Hühner erkannten jedoch ihre Chance und pickten unverbindlich an den Kadavern.

      Hans betrat die Schänke.
      Innerhalb des großen Raums war ein totaler Trubel. Zwei Kontrahenten waren in einem Saustechen verstrickt.
      Ein typisches Kneipenspiel.
      Eine Sau wurde hineingezogen und festgezurrt.
      2 Männer mussten sodann versuchen, mit verbundenen Augen und mit Dolchen bestückt dem Vieh den gar aus zu machen.
      Hans sah das gar nicht gerne, denn Halbbürgern war das Tragen von Waffen verboten. Nur Messer sind erlaubt!
      Er eilte zur Kaserne und meldete den Verstoß.
      Das gesamte Fähnlein trampelte daraufhin in die Kneipe.
      Panik brach aus, denn die Gäste wussten, was ihnen blüht. Der Wirt hatte am meisten Angst.
      Er holte schnell die Armbrust unter der Theke hervor und schoss auf die Staatstruppen um die Situation zu entschärfen.
      Doch die Männer des Kaisers schossen besser, ein Bolzenhagel verwandelte den Schankmeister zu Hackfleisch.
      Jetzt war jeder im Raum potenziell für gefährlich einzustufen.
      Der Erste, dem die Soldaten irgendwie verdächtig vorkam, spaltete die Axtseite der Fechtstange den Schädel.
      Der knackende Kürbis verriet, dass der Abend gelaufen war.
      Geschlossen wurde der Raum befriedet, keiner blieb am Leben.

      Hans war in der Kaserne geblieben und schaute durchs Fenster den Frauen hinterher.
      Seine Frau interessierte sich nicht mehr für ihn, seitdem sie in Bribend in Urlaub waren.
      Sie war dort immer allein zum Strand gegangen und lernte dort einen braun gebrannten Bretonier kennen. Er machte sie sich gefügig.
      Beim Akt nahm sie ihn sogar in den Mund, er redete dabei Bretonisch.

      Er war nicht gerne Zuhause.
      Frieden und Familie war ihm fremd geworden und die Kinder hassten ihn.
      Ein mal war er ausgerastet und hatte dem ältesten eine Mistgabel in die Brust geworfen, weil er seinem Vater nicht geholfen hatte, den Stall sauberzumachen.
      Er war auf der stelle tod.
    • Die Kinder wussten um die kurze Lunte des Vaters und meideten ihn.
      Das machte Gruber sauer und er ließ es sich nicht nehmen ihnen das Leben zu versauen.
      Er dachte: "um so schwerer die Kinder es haben, desto stärker werden die mal!"
      Die Kinder trieben dafür allerhand Schabernack mit ihrem Vater.
      Sie schütteten den Inhalt eines Thermometers in sein Essen, klauten ihm seinen Sold und tauschten seine Rüstung gegen eine Imitation aus Papier aus.

      Heute ist sein letzter Tag vom Heimaturlaub, Hans hatte den Hof gekehrt in der Mittagssonne und ist jetzt total durstig.
      Er hastet zum Mostbembel und will den Inhalt runterstürzen.
      Eine Gabel rammt sich in seine Kehle und er hustet wie noch nie.
      Er kann sie nicht ausspucken und muss sie runterschlucken, aber quer.
      Die Zinken kratzen seine Speiseröhre runter.
      "Die kleinen drecks Göhren!" Raumt er mit kaputter Stimme.
      Er tritt die Tür ein und die Familie schreit vor schreck auf als sie den Vater mit rotem Kopf im Türrahmen sehen.
      Er packt sich den Jüngsten und spuckt: "Du warst das doch!"
      Er will ihm eine Lektion erteilen und drückt dem Knaben ein Auge aus, woraufhin ihn die Frau wie eine Furie aus dem Haus jagt.
      "Egal" dachte Hans, "Ich bin hier nicht mehr willkommen."
      "Der Krieg ist mein Zuhause!"
      Auf dem Schiff fällt ihm ein das er die Gabel selber am Vorabend in den Bembel getan hatte, zum Einweichen, aber es war ja noch mal alles gut gegangen denkt Hans.
      "Wenn ich nächsten Jahr wieder komme lachen wir alle dadrüber!"

      Kamerad Kreuzer steht neben ihm.
      "Erstmal ein' piefen", murmelt Kreuzer und hält Hans die Schachtel hin.
      Er steckt sich eine krumme Eckstein zwischen die rissigen Lippen.
      Zitternd fährt das Streichholz zur Kippe.
      Gruber nimmt tiefe Züge und der Tabak füllt knisternt seine schlaffe Lunge die müde in seinem Brustkorb hängt.
      Das Gefühl von Freiheit erfüllt ihn.
      Nach und Nach kommen all seine Kameraden an Bord und Hans fällt ein das er total angst hat vor Wasser und besonders vor dem Ozean.
      Sein Enddarm dehnt sich nervös.
      Völlig unkompliziert fährt seine schmierige Rosette aus und stempelt mit satten farben, lustige Bilder in seine Unterwäsche.
      Hans spührt jede einzelne Impression, er ekelt sich vor sich selbst.

      Doch der Trost war nur eine Schifffahrt entfernt und Gruber hoffte auf Krieg.
      Ein jähes Ende für seine lästige Existenz.
      Er schiss ins Meer, um der Kunstschule zwischen seinen Pobacken der Möglichkeiten zu berauben.
      Seine Ausscheidungen klatschen Beifall beim Aufprall im Wasser und Hans bekommt gute Laune.
      Seine Waffenbrüder amüsieren sich über den Anblick und Gruber wischt sich mit der Hand sauber und streift die Hand am Ärmel ab.

      Die Überfahrt führt direkt vorbei an den tückischen Fahrwassern der eisigen Mordsee, dem frostige Dolch des Nordens. Den Männern an Deck tun die Ohren weh, der kalte Wind schneidet bis tief ins Gebälk. Selbst das Lampenöl und das Quecksilber ist knallhart gefroren. Bis zur Ankunft sind es jetzt nur noch 48 Wochen, von dem Pöckelfleisch und den Äpfeln sind jedoch schon lange keine mehr da und der Hunger wird langsam für alle unerträglich.
      Die Matrosen finden an Deck einen Raben. Zu Stein gefroren, klebt er am Bug des Bootes fest. Er hatte sich wohl zu weit auf das Packeis hinnausgetraut. Der verzweifelte Versuch der Männer den Vogel zu essen scheitert, und der Rabe zerpringt in tausend Stücke.

      Hans steht an Deck beim Kapitän Zollmann. Zollmann beschließt auf Robenjagt zu gehen mit 2 seiner besten Leute.
      Als die Robbenjäger nach ein paar Stunden in bitterste Kälte nicht zurückkehren, machen Hans und seine Kameraden sich auf, um nach ihnen zu suchen.
      Einen Tag später finden die Männer die Expedition von Kapitän Zollmann, dem kleinwüchsigen Walter und Hilfsköchin Edeltraut.
      Die Sonne geht auf. Eisige, klirrende Kälte überströmt den toten Kapitän Zollmann, warum?

      Die Besatzung ist gerade von Bord gegangen und ein paar Offiziere gehen durch die Reihen auf und ab.
      Hans macht eine schlechte Figur bei der Musterung und der Unteroffizier schüttelt den Kopf beim Vorbeigehen.
      Seine Kleidung ist mit Körpersäften und Salzwasser gesättigt und sein letzter Zahn lugt verstohlen aus seinem eingefallen Mund hervor.
      Erst als alle anderen Zähne ausgefallen waren, wurde ihm klar, wie wichtig gute Zähne sind und hatte seither diesen einen im perfekten Zustand gehalten.
      Er brauchte ihn immer, um Dosen und Kisten aufzustemmen.

      Es ist ein toller Tag und alle Soldaten haben viel zu lachen bis tief in die Nacht.
      Der Feldwaibel hat sich zu sehr von der Feierlaune mitreißen lassen und war so betrunken, dass er als erster ins Bett ist.
      Die Männer kommen jetzt auf dumme Gedanken.
      Sie malen ihm einen Schnurrbart, essen ihm die Schokolade weg und einer schneidet dem schnarchenden Offizier den kleinen Zeh ab und isst auch den auf.
      Jeder schneidet jetzt vorsichtig kleine Scheibchen ab und jeder will beweisen das er sich traut mehr abzumachen.
      Am Ende fällt jedem auf das es jetzt zu spät ist, der Feldwaibel ist aufgegessen.
      Die Männer schmunzeln, doch Gruber liegt zusammengerollt auf seiner Pritsche, seine Augen sind verquollen von bitteren Tränen.
      Sein Opa war genauso gestorben.

      Heute hat Hans Küchendienst.
      Bevor er beim Küchenchef vorstellig wird, lässt er es sich nicht nehmen seinen Rest-sold auf den Kopf zu hauen.
      Auch an diesem Abend bleibt kein Auge trocken und Hans Wacht erst Wochen später im Burggraben auf.
      Moos fing schon ab über ihn zu wachsen und er hatte viel Froschlaich geschluckt.
      Die Erinnerung, was nach der Taverne passiert ist, war verflogen.
      Es folgte ein stressiger Tag.
      Ein Mord war in der Zwischenzeit passiert und überall war Aufregung zu spüren und zu hören.

      Hans geht die lange schlammige Trasse in der Burg auf und ab.
      Hans wartet auf den Lokotenenten, der auf der Burg eine Untersuchung führen muss und er soll Leibwächter sein.
      Der Staatsbeamte betritt den Vorhof.
      Eine hagere Gestalt, auf klapprigen Beinen.
      Eine Tasche hängt an seinem Ärmchen.
      "Morgen Herr Lokotenent", raunt Hans.
      Die beiden machen sich sofort ans Werk.
      Hans geleitet dem Spinnenhaften Mann zum Unfallort.
      Der Küchenchef liegt tod auf dem Boden, überall liegen Kartoffelschalen.
      Sein Kopf guckt komplett in die falsche Richtung, der starre Gesichtsausdruck der Leiche siet irgendwie sauer aus.

      Der Beamte fängt an zu ermitteln.
      Er holt eine Lupe aus der Tasche. Er beäugt jedes Detail am Leichnam und fordert Hans auf: "Mitschreiben, Soldat!
      Der Küchenchef wurde offenbar in einen Streit verwickelt,
      jetzt suchen wir einen Täter, der sich des Mordes schuldig gemacht hat.
      Anhand der Indizien suchen wir einen Mann von 25 bis 30 Jahren, etwa 190 groß mit glasigen Augen.
      Er wird zum Zeitpunkt der Tat braune Schuhe getragen haben, weiße Socken und ist Analphabet."
      Das der Lokotenent so gut ist, hätte Hans nicht gedacht und er fängt an zu schwitzen.
      Hans entgegnet salopp: "Vielleicht war das ein Unfall." Der Inspektor sagt nichts.
      In Hans brauen sich merkwürdige Gefühle zusammen. Er weiß nicht ob er vielleicht was mit der Sache zu tun hat.
      "Ich kann übrigens nicht mitschreiben Herr Lokotenent, weil ich das nicht so gut kann!" Gibt Gruber zu.
      "Aha" nießt der Inspektor.
      Hans versucht unauffällig zu bleiben aber er meint der Beamte weiß bereits bescheid.
      Der Inspektor will jetzt auch die anderen Leichen auf dem Speicher sehen.
      Hans stellt ihm flugs die Leiter hin.
      Die Gelenke des drahtigen Mannes knacken beim klettern.
      Als der Lokotenent oben durch die Klappe steigen will tritt Hans die Leiter weg und der Beamte stützt in sein verderben, voll in den Besteckkorb rein.
      Aber der Lokotenent ist nicht direkt tod und bäumt sich nochmal auf, mit dem Gesicht voller Besteck.
      Hans dreht ihm den Hals rum, so das er in die andere Richtung guckt und geht erstmal raus in die Sonne.
      Es ist ein winterlicher Tag dennoch angenehm warm.

      Er muss sich ablenken.
      Draußen auf dem Burghof ist eine Hündin mit ihren Welpen und Hans spielt mit den goldigen kleinen Rackern.
      Ihre glanzvollen Augen lassen Hans alle Schmerzen vergessen.
      Schuhmann kommt vorbei und trit aus versehen in einen der Welpen, schmatzend bleibt er im Profil des Stiefels hängen.
      Gruber springt sofort auf und haut Schumann mit dem robustesten Welpen eine riesige Wunde in den Körper.

      Ein Schiff der Kriegsmarine lag vor Anker und man lässt die Truppen zur Verschiffung versammeln. Die vielen Schifffahrten und Kriegseinsätze zehrten an der Substanz. Hans ist mittlerweile nurnoch Haut und Knochen. Die Fingernägel wachsen dünn, unregelmäßig, die Nieren stinken.

      Zur Sicherheit hat er einen der Welpen in seiner Westentasche versteckt. Ein Tier auf See zu ernähren war nicht leicht.
      Der Hund blieb am Leben durch Grubers Vatermilch.
      Der Welpe hatte instinktiv so lange an Hans Brustwarze genuckelt bis tatsächlich eine milchige Flüssigkeit hervorquoll.
      Sie schmeckte nach Buttermilch und Zigarrenstummeln. Gruber trank selbst manchmal davon, hauptsächlich weil es sonst einen schmerzhaften Milchstau gab. Einfach weg kippen wäre zu schade, der Talagrader ist sparsam.
      Die Milch ist derartig reichhaltig, dass das Tier nach 3 Wochen ausgewachsen von Board geht.
      Die Männer stellen sich auf und der Feldwaibel geht durch die Reihen an Hans vorüber und schüttelt wieder den Kopf beim vorbeigehen. Hans hat sich während der Fahrt eine Zahnprotese aus Nierensteinen gebaut und grinst stolz. Die Überfahrten waren jedoch Gift für seine Körperhygiene. An Bord gab es einfach nicht genug zu tun, das schadete seiner Verfassung.
      Die nun permanent austretende Milch vertrug sich nicht gut mit dem sauren Schweiß des Staatssoldaten und kleine Käsehäppchen rollten in unregelmäßigen Abständen aus seiner Uniform.
      Dadurch wurde er unfreiwillig zur Futterquelle für pickende Vögel. Er hatte es aufgegeben sie zu verscheuchen.
      Federn und der weiße Unrat der Tiere klebt überall.
      Was wird die Männer des Kaiserreichs hier in fremden Landen erwarten? Hans weiß es nicht, es ist ihm auch egal.
      Hauptsache es gibt Befehle und was zu essen.
    • Gestern in meiner Warhamster-Tischrollenspielgruppe bin ich kurzzeitig zum Hans Gruber geworden... ;)
      Für eine Einstiegsszene zweier neuer Spieler sollte ich in die Rolle eines miesen runtergekommenen Tavernenschlägers schlüpfen der eine Schankmaid vergewaltigen will. Da hatte ich einen Hans Gruber vor Augen...

      Nur bei dem Namen musste unser Spielleiter lächeln. Dreist geklaut und mir als Filmfan war das noch nicht einmal aufgefallen.