[Vorstellung] Rekrut Altwyl

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    • [Vorstellung] Rekrut Altwyl

      Ich habe endlich meinen Mut zusammengenommen und stelle mich dem Imperiumslager zur Sau... ääh Schau.

      Copy paste vom Stirländerforum mit neuem Gewandungsstand.



      OT:

      Ich heisse Benj, bin 22 Jahre alt, komme aus der Schweiz und betreibe seit 1 1/2 Jahren LARP. Meine erste Con war die Stirland Con 2017. Köppen und Jonathan waren so lieb und haben trotz dem ganzen Vorbereitungsstress für mich tatsächlich noch Hemd, Wams und Hose geschneidert.
      Seitdem war ich auf Cons der Schweizer Kampagne Cendara und in den Mittellanden unterwegs. Eigentlich war geplant, dass ich auch zum Sonnenfurt und EE 2018 komme, aber blöderweise ist mir ein anderes Projekt dazwischen gekommen. 2019 aber solls endlich klappen! Hochzeitscon und Kriegshammer waren schon eine tolle Einleitung.



      IT:

      Bertram, Sprössling des Wurtbader Patrizierhauses Altwyl, wuchs in den gehobenen Verhältnissen der vermögenden Weinhändler auf. Seine Familie führt seit Generationen das gleichnamige Handelshaus Altwyl, wohl am besten bekannt durch den exklusiv-Vertrieb des weissen Wurtbergers, eines Weissweins, dessen Rebstöcke angeblich aus Bretonien importiert wurden und hier, auf den Feldern rund um unsere schöne Hauptstadt zu einem der süffigsten Weissweine kultiviert wurde...

      Aber ich schweife ab. Zurück zum Thema. Bertram verbrachte viele Jahre seiner Jugend im Väterlichen Kontor, lernte den risikoreichen und stressigen Beruf des Fernhandels kennen, doch konnte er sich nicht vorstellen, sein ganzes Leben in den muffigen Schreibstuben zu verbringen. Seine Leidenschaft lag bei Büchern und Poesie, bei Musik und Philosophie.

      Nach einem heftigen Streit mit seinem Vater verliess er sein Elternhaus und fand Anstellung bei einem Onkel mütterlicherseits. Meister Adalbert Gilldorf, seines Zeichens Chronist und Staatsarchivar, verschaffte seinem Neffen eine Anstellung als Adlatus im Wurtbader Staatsarchiv. Zwar sass er auch hier in einer muffigen Schreibstube, doch war er nicht mehr von seiner Familie abhängig und fand mehr Zeit, seinen Leidenschaften zu frönen. Zwei Jahre zogen ins Land und eine folgenschwere Anweisung des Wurtbader Hofkanzlers erreichte Meister Gilldorf. An der Grenze zu Oststirland würde ein Politisches Treffen stattfinden. Das Staatsarchiv solle einen Mitarbeiter entsenden, um die dortigen Geschehnisse aufzuzeichnen. Zum einen, um diese in der "Gilldorfer Chronik der Innenpolitischen Geschehnisse Stirlands" festzuhalten, zum anderen, damit der Kurfürst einen Bericht aus erster Hand erhält.

      Die Wahl viel auf Bertram und so reiste er bangend in den Osten, ohne zu ahnen, dass sein Leben nie wieder so sein würde wie zuvor.

      Wer Lust und Zeit hat, kann die Ereignisse auf Burg Rottenberg aus der Sicht Bertrams weiter unten nachlesen. Die Kurzversion: Bertram erkannte nach den Kämpfen gegen die Untoten, dass er seinem Land besser mit dem Schwert als mit der Feder dienen kann. In einer Nacht wurde der verzogene und verwöhnte Städter zum Patrioten und Rekrut des XI Marburg.


      Bilder der Gewandung finden sich hier

      dropbox.com/sh/bu41apeuprconcl…8crlAElADyrPE5_XJlMa?dl=0
      Montfort? Ich kenne kein Montfort! Ich weiß nicht, wo Montfort liegt! Niemand weiß, wo Montfort liegt!
    • Nun noch den Bericht, den Bertram nach Wurtbad versandte. Er entspricht aus dramaturgischen Gründen nicht ganz den Geschehnissen.






      Das Jahr 2518 seit der Einigung des Imperiums, 26. Tag der Kaldezeit

      Burg Rottenberg, Steinbachthal, Stierland, Imperium des Sigmar


      Ehrenwerter Meister Gilldorf

      Sigmar zum Grusse. Ich hoffe dieser Brief erreicht Euch bei bester Gesundheit.
      Bestimmt seid Ihr erstaunt, dass ich nicht nach Wurtbad zurückgekehrt bin und Ihr nur einen Brief von mir erhaltet. Nachfolgend versuche ich, die unglaublichen Ereignisse der letzten Tage zusammenzufassen und zu erklären, warum ich nach erfülltem Auftrag nicht zu Euch zurückkehre. So absurd, verrückt und auch schrecklich erscheinen mir die vergangenen Geschehnisse, dass ich immer wieder von einem Gefühl der Unwirklichkeit ergriffen werde, sobald mich die Erinnerungen überkommen. In meinem ganzen bisherigen Leben habe ich noch nie solche Angst empfunden wie in den vergangenen Stunden. Die Person, die ich war, als ich am 24. Tag der Kaldezeit hier eintraf, scheint fremd und sehr weit entfernt. Möglicherweise ist ein Teil meiner selbst in dieser Burg gestorben und auf einem der Scheiterhaufen verbrannt. Morr stehe mir bei!

      Beginnen will ich diesen Bericht mit meinem Eintreffen auf Burg Rottenberg am Abend des 24. Tages der Kaldezeit. Nach den angespannten Tagen der Reise durch das unsichere östliche Stirland war ich froh, endlich hinter trutzigen Burgmauern in Sicherheit zu sein. Das anhaltend schlechte Wetter mit eiskaltem Regen und einzelnen Schneefällen hatte nicht zur Verbesserung der Reise beigetragen. Erstaunt stellte ich fest, dass von den Burgzinnen aus in der anbrechenden Dämmerung die Lichter der Stadt Leichberg in weiter Entfernung sichtbar waren. Schaudernd kamen mir die Berichte in den Sinn, die man sich noch bis vor einem Jahr bei uns in der Hauptstadt erzählt hatte. Prosylvanische Aufständische hatten unter der von Göttern und Menschen verhassten Flagge des gotteslästerlichen Hauses Karstein die Stadt heimtückisch besetzt. Lob und Ehre sei Sigmar, unserem geehrten Kurfürsten Haupt-Andersen und dem hochgeschätzten Grafen von Stolpe für die glorreiche Rückeroberung!

      Wie erwartet war bereits viel Volk auf der Burg versammelt, vor allem Soldaten und Adlige Gesandtschaften. Vornehmlich zu erwähnen sind hier Albrecht Kreuzer von Stolpe, Sohn und Erbe des Grafen von Stolpe, der Averländer Graf zu Heidenau, ein gewisser Freiherr von Rosenberg, eine Gesandtschaft des Kaisers aus Reikland und eine Morrspriesterin namens Elsa Rabenschrei. Für die Dauer des Treffens war ein Teil des elften Marburger Armbrustschützenregiments auf Burg Rottenberg stationiert. Ein eher berüchtigter als bekannter Trupp, hier unter dem Kommando des Korporal Stein. Entsprechend beengt war der Platz in der Burg. Während ich Quartier bezog und anschliessend das Gemäuer erkundete, musste ich mich zwischen schmuddeligem Gesinde und grobem Soldatenpack hindurchzwängen. Den Hausherrn und Gastgeber Ritter Schellenberg hatte ich noch nicht zu Gesicht bekommen, kein Wunder bei einer solchen Anzahl an Gästen.

      Als die Dämmerung endgültig der Nacht gewichen war, begab ich mich in den Rittersaal, wo das Gesinde gerade begann, wohlriechend gefüllte Kochtöpfe aufzutragen. Ansonsten war noch kaum jemand in dem Saal. Ein riesiger offener Kamin, in dem ein heimeliges Feuer brannte, dominierte eine Ecke des Saals. Unzählige Kerzen brannten auf den langen Esstischen und warfen ihr unstetes Licht an die schwere Balkendecke. Da keine Sitzordnung erkenntlich war, lies ich mir erst eine gut gefüllte Schüssel mit einem gelben Brei geben und setzte mich dann an den Platz, der sich am nächsten zu Kaminfeuer und Kochtöpfen befand. Entgegen meiner kritischen Einstellung zu ländlich Stirländischem Essen war der gelbe Brei tatsächlich geniessbar, wenn auch undefinierbar.

      Als ich die zweite Schüssel geleert hatte, war der Saal schon etwas voller geworden. Ein einfach gekleideter Mann in den mittleren Jahren mit Halbglatze und einem freundlichen, aber entschieden angespannten Gesicht hielt mich auf, als ich mich gerade mit der dritten Schüssel Oststirländischem Brei wieder an meinen Platz setzen wollte.

      „Und Ihr, mein Herr, seid Ihr Freiherr, Graf, Fürst oder irgendetwas dazwischen?“ Sein breiter Stirländischer Dialekt war mir direkt sympathisch bei all den fremden Zungenschlägen, die man zur Zeit auf der Burg hörte.

      „Nichts dergleichen“, antwortete ich. „Ich bin Bürger. Mein Name ist Bertram von Altwyl, meines Zeichens Chronist aus Wurtbad.“

      „Dann setzt Euch bitte nicht an den Tisch meines Herrn, folgt mir, ich finde einen angemessenen Platz für Euch, Meister Bertram. Ich bin Siegfried, der Kämmerer des Ritter Schellenbergs. Dann seid Ihr also ein gebildeter, ein belesener Mann, sogar aus der Hauptstadt! Kommt, setzt Euch... äh, nein nicht zum allgemeinen Pöbel, setzt Euch hier hin“, und er wies auf einen Tisch, der weiter vom Kamin und von den Kochtöpfen entfernt war. Ich seufzte und tat wie geheissen.

      Immer mehr Volk drängte herein, angelockt vom Geruch der Kochtöpfe und bald war es brechend voll. Links von mir setze sich ein Mann, der sich mir als Medikus vorstellte, dessen Namen ich aber sofort wieder vergass, während sich rechts von mir eine eher streng wirkende Alchemistin namens Feuerkelch setzte. Es befanden sich wohl um die achtzig Leute im Raum, als sich vom Tisch, an dem ich zuvor gesessen hatte, ein unscheinbarer Mann erhob, den ich zuvor noch gar nicht wahrgenommen hatte und nach und nach kehrte erwartungsvolle Stille ein.

      „Ich begrüsse euch alle unter meinem Dach!“, begann der unscheinbare Mann, der offenbar der Ritter Schellenberg höchstselbst war. Mit einem mürrischen Blick in die Runde fuhr er fort: „Das wichtigste zuerst! Alle die zum gewöhnlichen Pack gehören: Verschwindet von meinem Tisch! An meinem Tisch sitzen nur Adlige und Würdenträger! Gut, hätten wir das geklärt! Nächster Punkt: Ist irgendjemand hier, der Adlig ist oder Soldaten anführt und noch nicht an meinem Tisch sitzt?“ Unser Gastgeber machte eine Kurze Pause und blickte abwartend in die Runde, doch niemand schien durch die Sitzordnung gekränkt zu sein. „Nein? Gut, hätten wir das auch geklärt! Damit ist die Tafel eröffnet, bedient euch!“

      Das Essen zog sich lange hin und ich tauschte mich mit meinen Tischnachbarn aus, lauschte den Gesprächen rund um uns herum und wartete. Der Medikus zu meiner linken war wohl eher eine Art Feldscher von der Front, der hoffte auf Burg Rottenberg eine feste Anstellung zu finden. Ein wahrlich beschränkter Mann, zweifelte er doch ernsthaft die Existenz von Vampiren an! Meisterin Feuerkelch zu meiner Rechten war die Hofalchemistin und verköstigte mich und den Medikus im Laufe des Abends mit einem vorzüglichen Tropfen Rotweins aus ihrem persönlichen Vorrat. Zu später Stunde trug ein offensichtlich übermüdeter Sänger begleitet von Laute, Flöte und Trommel die fünf Strophen des Hel Fen Lieds vor. Die altbekannte traurige Melodie versetzte mich in eine rechtschaffen patriotisch-melancholische Stimmung.

      Trotz dem etwas schiefen Gesang, folgte der letzten Strophe andächtige Stille. Ritter Schellenberg brach die Stille, indem er verkündete: „Es ist bereits die dritte Stunde angebrochen und ich werde mich nun zu Bett begeben.“ Mit ihm verliess ein Grossteil der Gesellschaft den Saal und begab sich in die zugewiesenen Schlafsäle im Burgfried. Ich stand noch einige Minuten auf dem Wehrgang über dem Tor und blickte hinaus in die tiefschwarze Nacht, während der Wind kalte Regentropfen herantrieb. Die Ruhe vor dem Sturm.

      Der Morgen war ebenso nass und kalt, wie der vorangegangene Abend. Ein feiner Nieselregen ging hernieder und kein Sonnenstrahl liess sich an diesem Wintertag sehen. Noch während ich im Rittersaal ein herzhaftes Frühstück mit frischem Brot und gebratenem Speck verspeiste, hörte ich von meinen Tischnachbarn die ersten Gerüchte. Zwei Burgknechte seien in der Nacht verschwunden und hätten zuvor einen schweren Gegenstand durch die Gänge des Bergfrieds geschleift. Noch mysteriöser wurde die Angelegenheit als ein Soldat auftauchte und den Medikus, der mir gegenüber sass, im Namen der Hofalchemistin Feuerkelch in ihr Laboratorium im Turm bestellte. Aus reiner Neugier folgte ich den beiden die vielen Stufen hinauf bis ins Turmlaboratorium.

      Unzählige merkwürdige Apparaturen und Reagenzien mit mysteriösen Flüssigkeiten reihten sich auf den Tischen aneinander und von der Decke hingen allerlei Kräuter. Schon beim betreten des Zimmers stieg mir ein süsslicher Verwesungsgeruch in die Nase, von dem ich inbrünstig hoffte, er sei die Folge eines Alchemistischen Experiments. Die Alchemistin deutete auf einen in Tuch eingeschlagenen Gegenstand, der auf einer Sitzbank lag und erklärte dem Medikus: „Das da habe ich vorhin beim betreten des Laboratoriums gefunden. Ich will erst Ihre Meinung dazu hören, werter Kollege, bevor ich dem Kämmerer davon Bericht erstatte.“

      Der Soldat, der den Medikus geholt hatte, war sichtlich unsicher, ob meine Anwesenheit hier erwünscht war. Da aber Meisterin Feuerkelch mir keine Beachtung schenkte, liess er mich gewähren, als ich dem Medikus neugierig über die Schulter blickte. Der Verwesungsgeruch nahm eine noch üblere Note an, als der Feldscher das Tuch zurückschlug.

      Im nächsten Moment rannte ich würgend aus dem Laboratorium und die enge Treppe hinunter bis auf einen Wehrgang hinaus, wo ich beinahe mein Frühstück über die Zinnen geschickt hätte. Die kalte Luft vertrieb den Würgereiz und ich machte mir klar, was da auf dem Sitzbank gelegen hatte: Ein menschlicher, verwester Fuss samt Knöchel.
      Montfort? Ich kenne kein Montfort! Ich weiß nicht, wo Montfort liegt! Niemand weiß, wo Montfort liegt!
    • Ich brauchte einige Zeit um mich von diesem Vorfall zu erholen. Ich forschte nicht weiter nach, was es mit den Überresten auf sich hatte. Am liebsten hätte ich den Vorfall einfach vergessen. Zur Elften Stunde versammelte Ritter Schellenberg die Adligen und die Gesandtschaften im Kartenraum. Hinter verschlossenen Türen wurde nun die Besprechung geführt, deretwegen wir alle hier waren: Die politische Stabilisierung Oststirlands. Ich sass im Hintergrund und führte Protokoll, damit ein Bericht über die Beschlüsse des heutigen Tages im „Buch der zeitgenössischen Stirländischen Innenpolitik“ im Staatsarchiv zu Wurtbad aufgeschrieben werden kann. Viele Stunden wurde hin und her Diskutiert, verschiedene Strategien wurden erwogen und wieder verworfen. Frische Truppen müssten ausgehoben werden und die bestehenden Verbände der Stirländischen Armee und der Freischärler verstärkt werden, damit die militärische Präsenz die Provinz unter Kontrolle hält. Doch Truppen und Ausrüstung sind teuer und niemand weiss, für wie lange diese Soldaten im stehenden Sold gehalten werden müssen. Der einzige Mann hier im Osten, der diese Aufgabe bewältigen könnte, ist der Graf von Stolpe. Albrecht von Stolpe, der im Namen seines Vaters sprach, forderte diverse Zugeständnisse vom Kaiser und auch vom Kurfürsten, damit das Haus Stolpe diese Aufgabe bewältigen kann. Das ausführliche Protokoll jener Stunden liegt diesem Brief bei.

      Jäh wurde die Besprechung unterbrochen, als der Kämmerer Siegfried einen erschöpften und durchnässten Boten mit einer dringenden Nachricht in den Saal geleitete. Marodierende Aufständische hatten südlich des Steinbachtals ein Dorf überfallen und da bekannt war, dass derzeit viel Volk auf Burg Rottenberg war, bat die Bevölkerung Ritter Schellenberg um seine Hilfe. Als dem Boten auch noch das Wort „Vampir“ herausrutschte, kippte die Stimmung vollends.

      „Der Karstein!“, rief jemand. „Er ist zurück und nun wird er hierher kommen und uns alle abschlachten!“

      Korporal Stein rettete die Versammlung vor der Panik als er mit befehlsgewohnter Stimme Ruhe forderte. Anschliessend wandte er sich an den Ritter Schellenberg: „Mein Herr, mit eurem Befehl werde ich mit meinem Regiment innerhalb der nächsten Stunde losmarschieren und diesem Gerücht auf den Grund gehen. Möglicherweise handelt es sich bei dem Feind um das abtrünnige Dritte Drakenhofer Regiment unter Ritter Balduin.“

      Schellenberg nickte und erhob sich aus seinem Sessel. „Ihr habt recht Stein, dem müssen wir nachgehen. Führt eure Marburger gen Süden. Ausserdem bitte ich alle anwesenden Herren: Falls Ihr mit Geleitschutz auf Burg Rottenberg eingetroffen seid, unterstellt eure Mannen für die Dauer dieser Stunden dem Befehl Steins. Sollte es dort draussen zum Kampf kommen, nützen die Männer hier in der Burg nichts.“

      Und so marschierten die Soldaten nur kurze Zeit später im Gleichschritt zum Burgtor hinaus, die Regimentsfahne des 11. Marburgers wehte stolz im kalten Winterwind. Die Besprechung im Kartenraum sollte fortgesetzt werden, sobald die Soldaten zurück wären. Ritter Schellenberg zog sich in seine Gemächer zurück. Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah.

      Da ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen, ging ich in den Rittersaal, setzte mich vor den Kamin und lauschte auf das angsterfüllte Geplapper des Gesindes. Ein Soldat der Marburger, der wegen Magenkrämpfen nicht mit seinem Regiment marschiert war, erlitt einen Zusammenbruch. Da niemand sonst sich darum zu kümmern schien, half ich dem Medikus und einer Ostmärkischen Heilerin den Mann auf einen Tisch zu heben, damit sie ihn untersuchen konnten. Die Heilerin hiess Sigmarie. Ich weiss noch, dass ich sie verstohlen musterte und mir dachte, dass sie mit ihren langen schwarzen Haaren umwerfend aussah. Wäre ich ein anderer Mann, hätte ich sie vielleicht angelächelt und ihr gesagt, was ich von ihr dachte. Und vielleicht hätte sie zurück gelächelt und mich nach meinem Namen gefragt. Ich bereue es, diesen Moment nicht genutzt zu haben. Morr, sei ihrer Seele gnädig.

      Ich muss auf dem Stuhl vor dem Kamin eingenickt sein, denn laute Rufe weckten mich:

      „Da ist etwas am Tor!“

      „Wiedergänger!“
      Montfort? Ich kenne kein Montfort! Ich weiß nicht, wo Montfort liegt! Niemand weiß, wo Montfort liegt!
    • Wie viele andere stürmte auch ich hinaus auf den Wehrgang über dem Tor. Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen und die Sicht stark eingeschränkt. Im Zwielicht konnte ich mehrere Gestalten in weissen Gewändern ausmachen, die mit blossen Händen auf das fest verschlossene Burgtor hämmerten. Mein verschlafener Verstand brauchte einen Moment, um die weisse Kleidung als das zu erkennen, was sie war: Leichengewänder! Totenhemden!

      Von da an verschwimmen die Ereignisse und in meiner Erinnerung scheint es, als hätte jemand anderes diese Dinge erlebt. Als ob ich, Bertram aus dem Haus Altwyl, in einer Oststirländischen Burg gegen Untote um mein Leben kämpfen würde! Das hört sich eher nach einem Drama von Detlef Sierck oder einem Schundroman von Felix Jaeger an. Aber im wahren Leben kann mir so etwas doch nicht geschehen! Das dachte ich jedenfalls.

      Ganz am Anfang war das Auftauchen der Untoten nicht wirklich bedrohlich. Das mag sich seltsam anhören, aber als Stirländer weiss man, dass die Untoten manchmal umherwandeln. In ländlichen Gegenden ist das nicht einmal so selten und die Gebete der Sigmarpriester wirken wahre Wunder gegen die wandelnden Toten. Das Tor war verschlossen und die wenigen Wachen, die in der Burg verblieben waren, machten sich bereits daran, dass Tor von innen zu verstärken. Ich liess mir die Waffenkammer zeigen und rüstete mich mit einer Armbrust und einem Köcher Bolzen aus. In Wurtbad war jeder waffenfähige Mann Teil der Stadtmiliz und so wusste ich, wie man eine Armbrust lädt und abfeuert, ohne dabei einen Finger zu verlieren. Doch als ich wieder die Treppe zum Wehrgang hochstieg, drangen plötzlich Schreie aus dem Bergfried. Da begann der wahre Schrecken jener Nacht. Irgendwie waren die Wiedergägner in die oberen Stockwerke des Bergfrieds gelangt und drangen nun in den Burghof vor.

      In dieser dunkelsten Stunde der Not schritt der Averländer Graf zu Heidenau durch die Reihen der Verteidiger, sein Schwert erhoben, mit Sigmars Namen auf den Lippen und Albrecht von Stolpe zu seiner Rechten. Die wenigen Soldaten, das Gesinde und alle anderen Männer und Frauen, die sich bewaffnet hatten, sahen diese beiden Adligen Herren, die sich nicht mit dem Rest ihres Standes im Rittersaal verkrochen, sondern an vorderster Front den Kampf gegen die Untoten begannen. Wären diese beiden edlen Herren nicht gewesen, wir hätten den Kampf in den ersten Minuten verloren. So aber fasten wir Mut, Befehle wurden gebrüllt, Schwerter und Spiesse ergriffen und die Schlacht begann.

      Auch wenn die Untoten keinen Geist mehr besitzen und keine Waffen im Kampf führen, sind sie doch tödliche Gegner. In den leeren Augenhöhlen erblickt man den eigenen Tod, grausige Schädelfratzen nähern sich und der Gestank nach Tod eilt ihnen voraus. Sie heben ihre verrotteten Hände und ringen ihre Opfer zu Boden, hängen sich an Gliedmassen und Beissen den Lebenden ins Fleisch. Während die Lebenden voller Angst Sigmar um Hilfe anflehen, dringen die Wiedergänger völlig lautlos immer weiter vor, durch eine blasphemische Kraft aufrecht gehalten. Es gibt nur zwei Wege, sie zu besiegen: Entweder durch das mächtige Gebet eines Sigmarpriesters oder durch völliges Zerhacken der untoten Körper und anschliessendem Verbrennen. Uns stand kein Priester Sigmars zur Seite.

      Ich kann mich nicht mehr im Detail an das Geschehen erinnern, aber so wund wie meine Kehle jetzt ist, muss ich die ganze Zeit hindurch geschrien haben. Wurde einer der unseren schwer Verwundet, brachten wir ihn in den Rittersaal, wo ein provisorisches Lazarett eingerichtet worden war. Die Untoten, die wir so weit in Stücke gehackt hatten, dass sie nicht wieder aufstanden, schichteten wir zu Haufen auf, schütteten Öl und Tran über sie und zündeten sie an. Den Gestank nach verbranntem Fleisch werde ich wohl nie mehr vergessen können. Schritt um Schritt holten wir uns die Burg zurück, Heidenau immer an der Spitze.

      Als gebildeter Mann des geschriebenen Wortes bin ich mir bewusst, dass viele Heldensagen übertrieben sind. Vieles wird überspitzt dargestellt, denn ein einzelner Mann bedeutet in der Schlacht nichts. Doch in dieser Winternacht sah ich den Grafen Friedrich zu Heidenau, wie er zwischen den Verteidigern stand, ein grosser Mann vom Wuchs, doch ein noch grösserer Mann vom Geiste, der durch seine besonnen Befehle und durch seine Ausstrahlung die Menschen der Burg Rottenberg vor dem sicheren Tod bewahrte. So muss Sigmar den Menschen erschienen sein, als er wie ein Schnitter durch die Heere der Feinde der Menschen fegte.

      Als wir uns bis in das oberste Stockwerk des Bergfrieds vorgekämpft hatten, wurden wir von einer neuen Welle der Wiedergänger zurückgedrängt. Von Stolpe schlug sich tapfer im Angesicht so vieler Feinde, doch er wurde niedergerungen und verschwand unter der Masse der Feinde. Wir mussten uns zurückziehen und neu formieren und fürchteten um sein Leben. Als wir ihn wieder erreichten, lebte er noch, Sigmar sei gelobt, doch er blutete aus vielen Wunden und seine linke Hand war ihm abgerissen worden.

      Im Alchemielabor fanden wir schliesslich einen offenen Geheimgang, durch den die Untoten in den Bergfried gelangt waren. Die bedeutsame Rolle der werten Morrspriesterin Elsa Rabenschrei darf hier auch nicht verschwiegen werden. Sie konnte im zurückeroberten Turmzimmer einen schwarzmagischen Zauber unschädlich machen, der die Wiedergänger hierher geführt hatte und trug so ebenfalls zu unser aller Rettung bei. Sie war aber überzeugt, dass die Gefahr damit noch nicht gebannt war. Ein Ritual musste im nahen Morrsgarten vollzogen werden, damit die Toten der Umgebung wieder zur Ruhe kommen könnten. Der Geheimgang wurde verschlossen und Heidenau befahl allen, die noch eine Waffe halten konnten, sich zum Ausfall bereit zu machen, um der Morrspriesterin das Geleit zum Morrsgarten zu geben. Einige wenige murrten leise, doch er drohte, jeden zu erschlagen, der seinem Befehl nicht folgte. Ich muss ein jämmerliches Bild abgegeben haben wie ich vor dem Rittersaal kauerte und schlotternd meine Armbrust umklammert hielt. Der Blick des Grafen viel auf mich und mit drei grossen Schritten war er bei mir.

      „Du! Wie heisst du?“ Seine kalten Augen waren starr auf mich gerichtet und ich suchte in dem schreienden bisschen ich, dass von mir noch übrig war, nach der Antwort auf diese Frage.

      „B... Bertram“, würgte ich heiser hervor.

      „Bertram, im Rittersaal hinter dir ist meine Frau. Wenn ich zurückkomme und sie noch lebt, dann mache ich dich Reich!“ Und damit wandte er sich um und führte seine Schar zum Burgtor hinaus in die Nacht. Ich schäme mich meiner Erleichterung in jenem Moment nicht. Mein bisheriges Leben hat hinter sicheren Stadtmauern stattgefunden, im Handelskontor der Familie und später im Staatsarchiv zwischen Büchern und Papieren.

      Während ich dort sass, trugen zwei Männer eine reglose Frauengestalt vorbei und legten sie auf eine Bank in der Nähe. Der Medikus kam, bestätigte dass sie tot war und ging sich wieder um die Lebenden kümmern. Die Hübsche Sigmarie, die schönen Augen nun für immer geschlossen. Sie war im Bergfried gewesen, als der Angriff der Untoten begann. Ich glaube, es war in diesen langen Minuten, in denen ich mit meiner Armbrust vor dem Rittersaal auf Burg Rottenberg hockte, in denen ich beschloss, nicht mehr zu meinem alten Leben zurückzukehren. Ich kann meinem Land mit Feder und Tinte nicht dienen, wie ich es mit Schwert und Blut kann.

      Wie ich später erfuhr, gelangte die Ausfalltruppe ohne Verluste zum Morrsgarten und wurde auch auf dem Rückweg nicht mehr angegriffen. Die Verursacher der Vorfälle jener Nacht waren Ritter Schellenberg und seine Alchemistin. Sie hatten mithilfe eines Warpsteins ein Ritual vollzogen, dass die Toten aus ihren Gräbern holte und sich anschliessend abgesetzt. Ziel war wohl die Ermordung der anwesenden Adeligen. Es ist davon auszugehen, dass Schellenberg mit dem Feind gemeinsame Sache gemacht hat. Die Soldaten, die am Nachmittag gen Süden abgerückt waren, kehrten noch vor Mitternacht zurück. Ein Dorf war von Banditen angegriffen worden, von Aufständischen keine Spur zu sehen. Auch dies war wohl ein Teil des perfiden Plans gewesen.

      Noch in dieser Nacht trat ich an Korporal Stein heran und liess mich als Rekruten einschreiben.

      Der hochverehrte Graf Friedrich zu Heidenau hielt sein Wort und entlohnte mich grosszügig mit Gold.

      Und damit, ehrenwerter Meister Gilldorf, endet mein Bericht. Ich werde in den nächsten Monaten oder vielleicht sogar Jahren nicht nach Wurtbad zurückkehren. In wenigen Tagen wird mein Regiment abrücken und wir werden diese vermaledeite Burg hinter uns lassen. Bitte unterrichtet meine Familie von meiner Entscheidung. Ich bin sicher, mein Vater wird erfreut sein, dass sein Sohn dem Reich zu Felde dienen wird, anstatt weiterhin den Büchern zu frönen. Ich danke Euch für die Jahre meiner Anstellung und Ausbildung.

      Ich hoffe auf ein Wiedersehen


      Bertram Altwyl
      Rekrut
      Montfort? Ich kenne kein Montfort! Ich weiß nicht, wo Montfort liegt! Niemand weiß, wo Montfort liegt!
    • Evtl. liegt es daran, dass es mein erstes Larp war, aber einen solch emotinalen IT Moment hatte ich seit her nicht mehr.
      Siglinds/Sigmaries Tod hat mich auch OT noch lange beschäftigt. Bertram wird sie nie vergessen.
      Montfort? Ich kenne kein Montfort! Ich weiß nicht, wo Montfort liegt! Niemand weiß, wo Montfort liegt!
    • Wie auch der Kriegshammer 2 Bericht ist das ganz grosses Kino. Es liest sich flüssig und schnell und ist nicht so überfrachtet wie die übliche Fan Fiction.
      Vielleicht nicht wie es in echt war, aber so wie es in Warhammer hätte sein sollen. ;)

      Der Bertram muss auf das EE, alleine nur um hinterher einen Bericht darüber zu schreiben.
      So wie es hätte sein müssen.